Raumplan als Entwurfsmethode Ausstellung zu Heinrich Kulka in Wien
Ausstellung: 08. Juli bis 07. November 2025
Ort: Ausstellungszentrum Architektur im Ringturm, Schottenring 30, 1010 Wien
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Müry Salzmann Verlag.
Der Architekt Heinrich Kulka steht in der Architekturgeschichte im Schatten von Adolf Loos und dessen Werk. Dabei haben die beiden viele Jahre zusammen in Wien gearbeitet. Kulka war weit mehr als nur ein Schüler von Adolf Loos. Binnen kurzer Zeit wurde er zum ebenbürtigen Partner und war zudem der erste Chronist von Loos’ Werk. Ohne Kulka gäbe es zum Beispiel kein Doppelhaus in der Wiener Werkbundsiedlung, keine Filiale des Herrenausstatters Kniže in Paris, kein Landhaus Khuner, kein Haus Müller in Prag. Neueste Forschungen legen nahe, dass für eine ganze Reihe von Projekten Kulka als Mitautor von Loos gelten muss.
Auf dieser Erkenntnis fußt die Ausstellung „Heinrich Kulka (1900–1971) Loos-Schüler und Nachfolger “, die seit 7. Juli 2025 im Wiener Ausstellungszentrum Architektur im Ringturm zu sehen ist. Der 1900 im heute tschechischen Litovel geborene Kulka studierte in Wien Architektur. Während des Studiums besuchte er die Bauschule Adolf Loos, wo er zu Loos' wichtigsten Partner wurde. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrierte er erstmals 1938 nach Hradec Králové / Königgrätz und 1940 endgültig nach Neuseeland.
Wie Loos steht Kulka für ornamentlose Fassaden und funktionale Raumfolgen. Jeder Raum ist in Höhe und Dimension seiner Nutzung angepasst, die traditionelle Geschossstapelung aus den Angeln gehoben. Galerien und kurze Treppenelemente gliedern den Raum. Elemente aus Marmor, Travertin, Holz und Spiegel verstärken die Vielschichtigkeit, Fensterelemente erweitern sie um das Außen. Diesem sogenannten „Raumplan” gab Kulka einen Namen und setzte ihn in seinen eigenen Projekten fort.
Die von Adolph Stiller mit Stephan Templ und Jan Sapák kuratierte Schau rückt genau dies in den Fokus: Heinrich Kulkas eigenständig in Böhmen realisierte Bauten, die er vor der Emigration nach Neuseeland verwirklichen konnte. Dazu zählt zum Beispiel das Haus Semler in Plzeň / Pilsen (1933–35), das von der Stadt vorbildlich restauriert wurde und als Außenstelle der Galerie Westböhmens öffentlich zugängig ist. Auch die Villa Kantor in Gablonz an der Neiße / Jablonec nad Jisou (1934) soll künftig Interessierten offen stehen. Nachdem das Haus nach dem Krieg enteignet und gravierend umgebaut worden war, hat es die Stadt 2015 gekauft, um die Raumstruktur zu rekonstruieren und ein Museum einzurichten.